2018 Jahrestreffen Swinemünde
14.11.2018 Anreisetag „Noch ist Polen nicht verloren….“ !
Diese wohl bekannteste Anfangszeile einer europäischen Nationalhymne (von der eigenen einmal abgesehen) kam mir unweigerlich in den Sinn, nachdem wir die A20 in Mecklenburg-Vorpommern verlassen hatten und in den dunklen Abendstunden eine „gefühlte Ewigkeit“ durch die Wälder des Ucker-Randow Gebietes in Richtung unseres Nachbarlandes fuhren.
Kurz hinter der deutsch-polnischen Grenze in Swinoujscie (Swinemünde) wurden wir über eine holprige Ausweichstrecke umgeleitet. Erneut kam mir die Anfangszeile der polnischen Nationalhymne in den Sinn. Im Hotel „Trzy Wyspy“ („Drei Inseln“) angekommen, waren sämtliche Gedanken an die polnische Nationalhymne verflogen. Denn das 2015 errichtete Haus erwies sich als ein helles Gebäude in zeitgemäßer Architektur und trumpfte u.a. mit gut ausgestatteten Zimmern sowie weitgehend allen Annehmlichkeiten auf, die einen modernen Hotelbetrieb auszeichnet. Auch das schmackhafte und überaus reichhaltige Frühstück, das wir an den folgenden Tagen genießen durften, sollte zum Gelingen unseres viertägigen Aufenthaltes beitragen, wie wir am nächsten Morgen feststellen durften …
15.11.2018 Ausflugstag
….. bevor uns ein moderner Reisebus in das im deutschen Teil der Insel Usedom gelegene Badeort Ahlbeck brachte. Mit dem „Kaiserbäder Express“, einer Bimmelbahn unseres diesjährigen Gastgebers Bernhard Cyrus, ging es dann durch die „drei Kaiserbäder“ bezeichneten Orte Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin. Hier beeindrucken vor allem eine großzügige See-Promenade sowie einer große Anzahl ortstypischer, gut restaurierter Gebäude.
Obwohl die Bezeichnung „Kaiserbad“ für keine der drei Gemeinden den tatsächlichen, historischen Begebenheiten entsprechen dürfte, da der letzte deutsche Kaiser – Wilhelm II – niemals eine dieser Örtlichkeiten besucht haben soll. Tatsächlich nahm er alljährlich an einer Seeparade im benachbarten und heute zu Polen gehörenden Swinemünde teil. Diese und andere interessante Informationen erhielten wir innerhalb einer überaus unterhaltsamen Conference unseres freundlichen und für seine Heimat Usedom geradezu „brennenden“ Fahrbegleiters „Richard“! Von ihm erfuhren wir neben vielen anderen interessanten Besonderheiten aus der Region auch, dass der überaus aggressive Kot der auf Usedom beheimateten Kormorane so manchen Baum erheblichen Schaden zufügt. Daher erinnert der Anblick dieser laubfreien, nahezu gespenstisch anmutenden Ungetüme eher an Pfahlkonstruktionen als an einen mit Leben erfüllten Laubbaum. Auch Richards immer wieder locker eingestreuten „Pommernwitze“ trugen zur Unterhaltung während der Fahrt bei. So berichtete er von einer sehr attraktiven, aber nicht mehr „so ganz taufrischen“ neuen Nachbarin, die ihm sich als „Rosine“ vorstellte. Worauf er schlagfertig antwortete: „Sehr angenehm. Aber ich hätte Sie auch gerne noch als Weintraube kennengelernt…..“!
Ab Bansin ging es dann mit dem Reisebus weiter nach Rankwitz. In der dort ansässigen „alten Fischräucherei“ erhielten wir eine Führung durch die Räumlichkeiten sowie einen kleinen Mittagsimbiss aus frisch geräuchertem Heilbutt, Makrele, Lachs und Butterfisch. Nach einer Schifffahrt auf dem Achterwasser von Rankwitz nach Stagnieß wurde die Bustour durch das sogenannte „Hinterland“ fortgesetzt. Ein kurzweiliger „Brauereiabend“ im Wasserschloss Mellenthin mit zünftigem Buffet und kurzweilig vorgetragenen Anekdoten zum „Geheimnis des Bieres“, rundeten den gelungenen ersten Tag auf der Mecklenburg-Vorpommernschen Ostsee-Insel Usedom ansprechend ab.
16.11.2018 Tag 1 der Jahreshauptversammlung
Nach der Begrüßung der Mitglieder und der Abwicklung der notwendigen Regulierungen durch den zweiten Vorsitzenden Oliver Wolters des Unternehmens Gecko-Bahnen, der den erkrankten ersten Vorsitzenden Ralf Graumann vom Nibelungen Express Xanten vertrat, berichtete Doreen Lamprecht von der Kap Arkona Bahn zunächst über erfolgreiche Feierlichkeiten anlässlich des 25. Jubiläums der Kap Arkona Bahn zwischen dem 31.03. bis 02.04.2018 .
Angesichts einer damals extremen winterlichen Wetterlage, bedankte sich Doreen Lamprecht umso herzlicher bei den Teilnehmern der Jubiläumsveranstaltung. Nach den formellen Berichten und einer Aussprache bezüglich der letztjährigen Vereinstreffen in Xanten wurde der Vorstand seitens der Mitglieder mit annähernd vollständiger Zustimmung und mit nur einer Enthaltung entlastet. Nach einer kleinen Mittagspause berichteten Armin Sendlbeck von der Firma City Train sowie Roger Piniak von Sightseeing-Train über Themen und Neuheiten ihrer jeweiligen Firmen.
Die Herstellerfirmen Dotto – Italien, Del-Train – Portugal noch Soios – Niederlande waren dieses Mal nicht vertreten. Anschließend informierte Roger Piniak von der Firma Jagdschloß-Express über die derzeitig extrem schwierige Situation für Wegebahnbetreiber in Mecklenburg Vorpommern und speziell auf der Insel Rügen. Georg von Kowalkowski, von der Trierer Firma Römer-Express, berichtete ausführlich über eine technische „Umrüstung“ einer Zugmaschine von Diesel- auf Elektroantrieb. Der Vortrag unseres Vorstandsmitgliedes zeigte die Tücken einer Antragsstellung zur Nutzung staatlicher Fördermittel auf. An seinem Vortrag konnte man anschaulich nachvollziehen, dass ein zukunftsorientiertes, unternehmerisches Handeln sehr schnell in ein spannendes Abenteuer mit unbekanntem Ausgang führen kann …
Nach der Mittagspause stellte Christoph Immel von der Firma Becker Billett aus Hamburg ein mobiles Ticketing-System vor. Der erfolgreiche Einsatz der Ticketing-Geräte in der Saison 2018 sowie des dazugehörigen Software-Systems TOP II im Unternehmen Touristikbahn Wiesbaden – THermine, zeigte deutlich auf, dass das elektronische Kassensystem der Firma Becker-Billet eine überaus interessante Alternative zu anderen Produkten bietet, die auf dem Markt erhältlich sind. Was die anschließenden Fragen an Herrn Immel und die anschließende lebhaft geführte Aussprache zu dieser Thematik deutlich belegte.
Des Weiteren standen zwei interessante Merchandising-Produkte im Focus: Zum einen berichtete Henry Plotka von der Dars-Bahn von der Insel Dars und Andreas P. Wagner von der THermine aus Wiesbaden über die Erfahrung des Verkaufs von Bimmelbahn-Modellen der Firma Little Toys GmbH aus Berlin. Trotz unterschiedlicher Herangehensweisen, Kalkulationsgrundlagen und Verkaufsstrategien, sehen die beiden Unternehmer im Verkauf von eintausend (!) Modellen eine interessante Herausforderung für die nächsten Jahre. Dies gilt sicher auch für die an dem „Verkaufsprojekt Bimmelbahnmodelle“ beteiligten Kollegen in Bremen, auf Rügen und Amrum.
Zum anderen machte Rüdiger Weiß auf einen interessanten Merchandise-Artikel aufmerksam, der als give away, Hotel-Betthupferl oder auch als Fastnachtszug-Wurfartikel verwendet werden kann: kleine Tütchen mit Weingummis in Lokomotiv-Optik. Zur Ankurbelung dieses Projektes wird noch der ein oder andere Mitstreiter gesucht. Interessenten wenden sich bitte an Rüdiger Weiss – Altstadt-Express in Koblenz oder die Vereinsführung.
Der zur freien Verfügung stehende Freitagabend wurde dann teilweise zur Inanspruchnahme des im Hotelpreis inkludierten und im französischen Ambiente gehaltenen Abendbuffets genutzt oder innerhalb des neuen Touristen-Viertels verbracht. Im Schatten des Radison-Hotels und dem Zugangsbereich der Seepromenade von Swinoujscie.
17.11.2018 – Tag 2 der Jahreshauptversammlung
Der Samstag begann mit einem interessanten Vortrag von Uwe Unterschütz von der online-agentur nahe Mainz. Im ersten Teil präsentierte Herr Unterschütz einen straffen Abriss von Voraussetzungen, die zur Einhaltung der neuen Datenschutz-Grundverordnung unabdingbar beachtet werden müssen. Da die Ausschläge innerhalb dieser Thematik in der allgemeinen Geschäfts- und Vereinswelt derzeit von
„achselzuckendem Nichtstun“ bis zur „panischen Website-Abschaltung“ reichen, dürfte der Vortrag bei einigen TSW-Mitgliedern durchaus zu erneutem Nachdenken über die komplexe Thematik der Datenschutz-Grundverordnung beigetragen haben!
Im zweiten Teil seines Vortrags legte Herr Unterschütz auf unterhaltsame Weise und mit einem bildhaften Beleg des Schlagerstars Helene Fischer einige Eckpunkte moderner Marketingstrategien dar und bot anschließend für beide Themen seine Unterstützung an, die derzeit schon von dem Vereinsmitglied Andreas P. Wagner genutzt wird. Nach einem Vortrag des Leasing – Experten Uwe Müller, der von den Vereinsmitgliedern Michaela Zielke aus Wernigerode und Roger Piniak von der Insel Rügen für seine zuverlässige, unkomplizierte und vor allem zeitnahe Betreuung im Falle eines Finanzierungsbedarfs mehrfach gelobt wurde, kam es noch zur Festlegung der nächsten vier Standorte der jeweiligen Jahreshauptversammlungen:
- 2019 Wertheim
- 2020 Wiesbaden
- 2021 Wernigerode
- 2022 Marburg
Damit neigte sich der offizielle Teil der 23. TSW-Jahreshauptversammlung dem Ende entgegen. Der Vorstand bedankte sich abschließend bei dem 2. Vorsitzenden Oli Wolters, der an beiden Tagen souverän durch die Versammlung führte, sowie bei Jürgen Kämmerer, der nach Aufgabe seines Bad Kissinger Kurbähnle die Kassenführung noch einmal kommissarisch für ein Jahr übernommen hatte. Für die im nächsten Jahr innerhalb der nächsten Jahreshauptversammlung in Wertheim anstehenden Vorstandswahlen hat Tanja Wolters, von Wolters-Reisen-Köln, ihre Bereitschaft signalisiert, das Amt des Kassenvorstandes zu übernehmen.
Vor dem dieses Mal in der Gaststätte eines Freilichtmuseums stattfindenden Galaabends, hatten die Mitglieder dann noch einmal die Gelegenheit, ihren Tagungsort im Swinoujscie-Express zu erkunden. Untermalt durch einen fachkundigen Begleittext, der von der ehemaligen TSW- Vereinsvorsitzenden Lilian Tober perfekt dargeboten wurde. Der anschließende Galaabend im West Fort Museum Twierdzy begann dann mit der überraschenden Ankündigung, dass neben den Speisen vom Buffet auch die Getränke in Form einer Selbstbedienung an die Frau, bzw. den Mann gebracht werden mussten. Eine Maßnahme, die vermutlich aufgrund eines wie auch immer entstandenen Personalengpasses angewandt wurde, dem erfolgreichen Ablauf des Abends aber in keinster Weise im Wege stand. Im Gegenteil: die dadurch noch zusätzlich aufgelockerte Atmosphäre wurde von unserem langjährigen Mitglied Wilfried Wolters hervorragend dazu genutzt, das – für alle Teilnehmer des Galaabends mit Sicherheit unvergesslichen – Partyspiel „….das Ding da!“ zu präsentieren. Allein die Fähigkeit, annähernd alle 70 Gäste dazu zu animieren, sich vor ein Glas von ihm gespendeten „Braunschweiger Kräuterschnaps“ zu stellen, zu knien, zu drehen und das hochprozentige Getränk schlussendlich auch noch „anzubeten“, zeugte von einer karnevalistischen Lebenserfahrung, die wohl nur in der Domstadt Köln zu erreichen ist!
Der anschließend von Wilfried vorgetragene Karnevals- und Fastnachtklassiker „Amanda, nimm die Hand da weg“ trieb die Stimmung endgültig dem Siedepunkt entgegen. Da die ansonsten hervorragend aufgelegte und den Abend perfekt untermalende Unterhaltungsband dieses Lied nicht kannte, sprang Andreas Wagner kurzerhand ein, um Wilfried am Keyboard ein wenig zu unterstützen. Nachdem die letzten Mitglieder gegen drei Uhr das Lokal verließen, fand auch der erstmalige TSW-Ausflug in unser Nachbarland Polen sein verdientes Ende.
Nach unserer Tagung in Colmar bei unseren Freunden des französischen Bimmelbahnverbandes im Jahre 2012 sowie nach der Rheinschifffahrt anlässlich des 20 Jährigen TSW Jubiläums mit dem Start- und Landepunkt Straßburg war dies das dritte Jahrestreffen außerhalb der bundesdeutschen Landesgrenze. Doch nicht nur dadurch wird die 23. Jahreshauptversammlung bei allen nachdrücklich in Erinnerung bleiben. Denn unserem diesjährigen Gastgeber Bernhard Cyrus ist es mit kräftiger Unterstützung seiner beiden Söhne gelungen ein ausgewogenes und ansprechendes Rahmenprogramm vorzubereiten, das keine Wünsche offen ließ. Wofür der Familie Cyrus im Namen des Vereins ein herzliches Dankeschön gebührt.
Bernhards Anspruch, den Mitgliedern des TSW den Aufenthalt auf der Ostseeinsel Usedom so angenehm wie möglich zu machen, war jederzeit deutlich spürbar. Dass ihm dies ausgezeichnet gelungen ist, zeigte sich nicht zuletzt an den zufriedenen Gesichtern aller Teilnehmer beim Abschiedsfrühstück am nächsten Morgen. Auch die anschließende Rückfahrt, die uns dieses Mal bei Tageslicht erneut durch die Mecklenburgischen Wälder führte, ließ keinerlei trübselige Gedanken mehr aufkommen. Zumal der erfolgreiche und unterhaltsame Aufenthalt im polnischen Teil der Insel Usedom deutlich gezeigt hatte: „Noch ist Polen nicht verloren….“
Andreas P. Wagner
Wiesbaden, den 29.11.2018